Unser Ziel

Schmerzen, Einsamkeit und Verzweiflung haben nicht das letzte Wort

In einer Zeit, die das Sterben mehr und mehr aus dem Bewusstsein verdrängt, schafft der nahende Tod oft unvermittelt eine Situation, in der sich Sterbende wie auch Angehörige mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten alleingelassen fühlen. Aus dieser Erfahrung heraus wurde 1994 das Palliativ- und Hospizmodell SPES VIVA gegründet. Initiator ist Prof. Dr. Winfried Hardinghaus.

Auf den wohnlich eingerichteten SPES VIVA Palliativstationen können Patienten und Angehörige Tag und Nacht beisammen sein. Hier gibt es Raum für Gespräche miteinander, ein „rooming in“ am Ende des Lebens und „Raum für Gefühle“. Der Leitgedanke, dass der Tod zum Leben gehört, wurde bereits im Rahmen der 1994 im Klinikbereich integrierten Wohneinheiten, räumlich wie ideell mitten in das Stationsleben zentriert, erfahrbar. Ein interdisziplinär tätiges und sehr engagiertes Team auf Basis einer flachen Hierarchie aus Medizinern, Pflegenden, Seelsorgern, Sozialarbeiterinnen, Physiotherapeuten u.a.  Berufsgruppen stellen das kompetente Umfeld für die Durchführung der Idee SPES VIVA dar. Dazu zählen auch zahlreiche ehrenamtlich und ambulant arbeitenden Hospizbegleiter/Innen. Die fachliche Qualifikation des Teams stützt sich auf ein wissenschaftlich gesichertes multimodales Schmerztherapie- bzw. Palliativ-Pflegekonzept. Hierbei nimmt die Symptomkontrolle eine zentrale Rolle ein.

Welche Ziele stehen im Mittelpunkt?

Wenn die Heilung eines Menschen medizinisch nicht mehr möglich ist, wenn schwere Krankheit und der unabwendbare Tod die verbleibende Zeit bestimmen, steht SPES VIVA den Schwerstkranken und Sterbenden zur Seite. SPES VIVA will den Tod weder beschleunigen noch hinauszögern. Hauptanliegen ist vielmehr, die Beeinträchtigungen des Sterbenden – zu Hause oder stationär – professionell und mit ehrenamtlicher Unterstützung zu lindern. Wichtig ist es SPES VIVA auch, trauernden Menschen Raum zu geben.

Wir wollen durch unseren Dienst bezeugen, dass für uns Sterbebegleitung Lebenshilfe in der letzten Phase ist. Wir sind dem Leidenden Weggefährte und stimmen unsere Arbeit auf seine Nöte und Bedürfnisse ab.

Wir schließen Angehörige und Freunde, auch Kinder und Jugendliche, in die Begleitung mit ein und unterstützen nach dem Tod ihren Trauerprozess. Zudem kümmert sich ein Team von ehrenamtlichen SPES VIVA Mitarbeiterinnen um junge Familien, die schon in der Schwangerschaft ihr Kind verlieren. Es wird für eine würdevolle orts- und zeitnahe Beerdigung des auch nur wenige Wochen alten Kindes gesorgt.

Das SPES VIVA – Leitbild ist mitgeprägt durch Euthanasie – Debatten in Deutschland und den westlichen Nachbarländern. So stellen wir uns vorsätzlich gegen jede Form von aktiver Sterbehilfe und etwaiger Liberalisierungsversuche, es gibt von SPES VIVA keine Unterstützung bei der Organisation oder Durchführung eines assistierten Suizids, jedoch, wenn gewünscht, eine Begleitung in hospizlicher Haltung. Wir wollen ein Sterben an der Hand und nicht durch die Hand eines Helfers ermöglichen.

Um in Würde sterben zu können, braucht der Patient vor einem Verlust von Selbstbestimmung keine Angst zu haben. Wenn er eine Behandlung, auch mutmaßlich, ablehnt, dann wird sie nicht durchgeführt. Andererseits geben wir ihm so umfassend wie möglich die Gelegenheit, sich mit seiner Endlichkeit auseinandersetzen, Fragen zu stellen, Abschied zu nehmen oder los zu lassen. Für eine gelingende Kommunikation mit den Betroffenen indes ist Voraussetzung unsere eigene reflektierte Weltanschauung und damit verbunden auch eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod.

Vorrangig vor notwendigem modernem Krankenhausmanagement, gewichtiger als äußere Anerkennung aufgrund auswärtiger Übernahme unseres SPES VIVA – Modells gemäß Projektauftrag des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands oder auch infolge bundesweiter Auszeichnungen, bleibt uns die unmittelbare Beziehung zum Patienten selbst oberstes Ziel. Denn wir lernen jeden Tag aufs Neue, dass nicht nur das Heilen von Krankheiten, sondern auch das Begleiten eine wundervolle und vor allem christliche Aufgabe der Nächstenliebe ist.

Jedenfalls bleibt Kierkegaards kniender Helfer Vorbild und Leitbild für unser SPES VIVA - „Dienst“-Verständnis:

„Jede wahre Kunst der Hilfe muss mit einem Herablassen anfangen. Der Helfer muss zuerst knien vor dem, dem er helfen möchte. Er muss begreifen, dass helfen nicht herrschen ist, sondern dienen.“