Lesung & Storytelling mit Bestsellerautor Udo Schroeter in der KLVHS Oesede

„Die innere Reise wieder aufnehmen“: Autor Udo Schroeter war anlässlich des Deutschen Hospiztags zu Gast in der Katholischen Landvolkhochschule Oesede

Georgsmarienhütte. Diplomingenieur, Lehrer, Softwareentwickler: Die Visitenkarte dient in der Regel als Ausweis für den Beruf. Eine andere Bedeutung bekommt sie bei Udo Schroeter. Der Autor war anlässlich des Deutschen Hospiztages auf Einladung des Hospizvereins SPES VIVA zu Gast in der Katholischen Landvolkhochschule Oesede – und zeigte in einer Mischung aus Lesung und Storytelling, dass neben der Karriere die „innere Reise“ häufig zu kurz kommt.

„Welches Wort steht auf der Visitenkarte deines Lebens?“, lautete der Titel der Veranstaltung. Was hat dieses Thema mit dem Hospizdienst zu tun, fragte Sandra Kötter, Geschäftsführerin von SPES VIVA, in ihrer Begrüßung. Tatsächlich mehr, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Denn in der Sterbe- und Trauerbegleitung treffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig auf Menschen, die sich fragen, was sie aus ihrem Leben gemacht haben. Und auch die Ehrenamtlichen würden sich nach diesen Erlebnissen in vielen Fällen ebenfalls mit dieser Frage beschäftigen, hat Kötter beobachtet.

Schroeter, der seit 2006 auf Bornholm lebt, bietet seit zehn Jahren Seminare für Männer an. Und eine der Fragen, mit denen sich die Teilnehmer beschäftigten, ist: Lebe ich mein Leben, oder funktioniere ich einfach nur? Gerade die abgeschiedene Insel bietet sich für diese Reflektionen an. Sie ist eine Welt, die „entschleunigt“ ist, berichtete der Autor. Eine seiner Anekdoten: Auf Bornholm gibt es lediglich eine Rolltreppe. Ist er mal in Städten auf dem Festland, stelle er fest: Die Leute fahren nicht sondern laufen auf der Rolltreppe, alles muss schnell gehen.

In der Veranstaltung las Schroeter Passagen aus seinem Buch „Meer als Alles“ vor und veranschaulichte sie – hier kam das Storytelling zum Tragen – mit Erfahrungen, die er in den Seminaren gemacht hatte. Unterstützt wurde sein Vortrag durch die Zeichnung eines „Lebensrads“, das die wesentlichen Stationen des Lebenswegs und die zentralen Übergänge darstellte. Dieser „äußeren Reise“ stellte Schroeter die „innere Reise“ gegenüber. Viele Seminarteilnehmer hätten in ihrem Leben alles erreicht, was sie sich als Ziele gesetzt hätten – beruflicher Erfolg, Familie, Wohlstand – aber vieles andere aus dem Blick verloren, insbesondere die Frage: Wofür brenne ich?: „Bei vielen ist die Beschäftigung mit dieser Frage verloren gegangen“, hat Schroeter in seinen Seminaren festgestellt. „Es geht darum, die innere Reise wieder aufzunehmen.“

Im Hier und Jetzt leben: Diese Formulierung ist vielen geläufig. Doch was bedeutet sie? In der Lesung kamen dafür eher ungewöhnliche Utensilien zum Einsatz: Schroeter verwendete Steine, PET-Flaschen und Schale. Vereinfacht gesagt: Die eigenen Gedanken sind häufig zu weit weg von Körper und Herz. Zu oft beschäftigen wir uns mit Verwundungen aus der Vergangenheit oder den zukünftigen Herausforderungen. In seinen Seminaren würden die Teilnehmer schließlich nach dem suchen, was sie wirklich bewegt, dargestellt mit eben jenem Begriff, der auf ihrer Visitenkarte stehen könnte. Zum Ende des Vortrags gab Schroeter Beispiele, was Seminarbesucher über sich herausgefunden haben – als Chaosordner, Balancefinder, Tüftler, Genießer, Ideengeber oder Abenteurer.

Bericht Henning Müller-Detert

Fotos Oliver Rautenberg